In der Regel baut sich zwischen dem Therapeuten und dem Kind im Verlauf der Therapie Vertrauen und Nähe auf. Gerade Trennungserfahrungen sind in der Biografie von Patienten*innen oft mit negativen Erinnerungen verknüpft. Viele Patienten*innen sehen dem Ende der Therapie mit gemischten Gefühlen entgegen.
Entweder sehnsüchtig, dass ich wieder Zeit habe für etwas anderes, ich mich wieder „als normal“ erlebe. Oder ich bin stolz über das Erreichte, ich brauche niemanden mehr, kann wieder auf die eigenen Kräfte vertrauen. Neben der Freude können sich aber auch Gefühle von Angst und Hilflosigkeit einstellen. Selbstzweifel und Grübelgedanken können auftauchen: Sehen meine Eltern oder Erzieher*innen den Entschluss aufzuhören auch so? Ist es wirklich der richtige Zeitpunkt, werde ich stabil bleiben? An wen könnte ich mich wenden, wenn es zu Rückschlägen zu kommen scheint? Von wem geht der Wunsch aus, vom Therapeuten, von den Eltern, dem Kind oder beiden Parteien?
Für jeden Menschen ist auch die Phase des Abschieds individuell und verschieden. Jeder geht mit Trauer und Verlust anders um. Diese Fragen und Gefühle brauchen Zeit zur gemeinsamen Reflexion. Was habe ich für Ziele erreicht? Was habe ich insgesamt für Fortschritte gemacht? Es wird Rückschläge geben, aber werde ich wie früher den Gefühlen ausgeliefert sein oder in alte Verhaltensmuster zurückfallen? Kann ich mittlerweile anders damit umgehen, nicht perfekt aber deutlich souveräner?
Daher kommt dem Therapieende eine besondere Bedeutung zu und dafür sollten wir uns die notwendig Zeit lassen.